Neuraltherapie

Die Neuraltherapie nutzt die Innervation des Menschen, um über die Nerven, Fehlfunktionen im Körper zu regulieren und zu verbessern.

Die Nerven sind im menschlichen Körper vergleichbar mit der Elektrik eines Hauses. Ohne dass die Steckdose funktioniert, kann der Kühlschrank nicht arbeiten. Aber ohne dass die Verkabelung der Wohnung funktioniert, kann die Steckdose nicht den erforderlichen Strom liefern. Wenn die Leitung aus dem Keller, unterwegs zur Wohnung einen Schaden hat, kann die Elektrik in der Wohnung nicht reibungslos funktionieren.

So ähnlich ist es mit den Nerven, der „Innervation“ des Körpers. Es gibt eine große „Leitung“, von der alles im Körper versorgt wird. Diese Hauptleitung erstreckt sich vom Gehirn bis in die untersten Fasern des Rückenmarks. Von dieser „Hauptleitung“ aus geht alles ab, was den Körper versorgt. Jedes „Stockwerk“, jedes Organ hat wie ein Stockwerk seine eigene Elektrik. Herz-Kreislauf, Lunge, Darm, Leber, aber auch der Hals-Rachen-Raum etc. Alles was im Körper geschieht, geschieht durch die Impulsgebung aus diesem System, dem Nervensystem.

Dieses im Prinzip einfache Konzept – mutatis mutandis –  der „Verkabelung eines Hauses“ wird dadurch kompliziert, dass es Kabel gibt, die aus der Zentrale die Impulse auf den Weg bringen (efferente Fasern) und Kabel, die den Zustand in den verschiedenen Stockwerken an die Zentrale zurückmelden (afferente Fasern). Einem kybernetischen System entsprechend, wirken diese Informationen aufeinander ein. Es ist wie bei einer Heizung mit Thermostat: ist das Zimmer warm genug, schaltet sich die Heizung aus.

Damit der Gesamtorganismus überlebt – und Störungen den Organismus nicht gefährden können, müsste – um im Bild zu bleiben – ein elektrisches Gerät, z.B. der Kühlschrank, mehrere Strom- oder Versorgungskabel haben: ein Kabel liefe dann z.B. über die Küche, eine anderes z.B. über das Kinderzimmer: So könnte der Kühlschrank weiterlaufen, obwohl irgendwo ein Kabel gerade nicht funktioniert. Damit der Kühlschrank rechtzeitig an- und wieder ausgeschaltet wird, müssen alle Kabel die zum Kühlschrank führen, miteinander verschaltet sein. Der Ort an dem sie verschaltet werden, sind im Körper die Ganglien.

Endgültig kompliziert wird es durch die Tatsache, dass es aktivierende Leitungen und beruhigende Leitungen gibt, die jeweils ihre eigenen „Kabel“ haben und manche Kabel gleichzeitig Fasern von der einen und von der anderen Sorte führen. Außerdem gibt es Orte, wo alles andersrum gilt: erst „entspannende“ Kabel bringen die Aktivität in Gang (z.B. im Darm).

Diese Kabelmischung wirkt sich zum Beispiel bei Magenschleimhautentzündungen aus: Der Sympathikus (aktivierende Leitung) übermittelt den Schmerz, der Parasympathikus (beruhigende Leitung) Übelkeit, Unwohlsein oder gar Brechreiz.

SEGMENT-BEHANDLUNG

Die Nerven gehen von der Mitte, vom Zentralen Nervensystem (Gehirn, Rückenmark) aus, verzweigen sich im Körper, führen zu den verschiedenen Organen und enden teilweise in feinsten Verästelungen in der Haut. Lokal begrenzte Störungen – Störungen im Segment – werden durch Injektion in die erkrankten Strukturen und den dazugehörigen Leitungen behandelt. Ergänzend werden Quaddel mit Procain gesetzt. Dieses entspricht in etwa der Reinigung angerosteter Leitungen. Die Segmentbehandlung entspricht in unserem Beispiel der Reparatur der Elektrik einer Etage.

STÖRFELDER

Eine Segmentbehandlung ist wichtig, reicht aber bei den meisten chronischen Erkrankungen nicht aus.

Da es sich um ein zusammenhängendes Haus handelt, hat ein Schwelbrand in der Küche unweigerlich auch Auswirkungen auf andere Dinge im Haus: da Kabel für andere Stockwerke mitlaufen, wundert sich der Hausbesitzer, wieso der Wackelkontakt in der Dachgaube die Lampe über dem Esstisch im Erdgeschoss durchbrennen lässt. Der Hausbesitzer macht die Erfahrung, dass er zwar immer neue Glühbirnen einsetzt, die aber, scheinbar unerklärlich, alle immer wieder durchbrennen. Das liegt daran, dass häufig Kabel mitlaufen, die für weit entfernte Stellen zuständig sind. Die Leitung auf der Etage zu überprüfen, würde dem Hobby-Handwerker gar nichts bringen. Dem Elektriker, der die Verschaltung des Hauses kennt, ist der Zusammenhang ersichtlich. Auf den Körper übertragen, ist es die Wirkung des Störfeldes: die Entzündung zum Beispiel im Zahnbereich, macht im Körper, an einer ganz anderer Stelle Probleme.

Was dem Elektriker der Verschaltungsplan (oder Schaltplan) ist, ist entsprechend in der Neuraltherapie die Anatomie, speziell die Neuroanatomie und die Physiologie. Die Neuraltherapie geht davon aus, dass der Körper eine Neigung hat, zu seinem Grundzustand zurückzukehren, wenn Behinderungen aus dem Wege geräumt werden. Diesen Autoregulationsmechanismus nutzt die Neuraltherapie, indem sie gezielt Störquellen ausschaltet. Bei schon länger andauernden Störungen, muss dieser Vorgang ggf. mehrfach durchgeführt werden.

Das Mittel, das dazu verwendet wird ist immer Procain.

PROCAIN

Procain ist eine Substanz, die aus der Chirurgie stammt und schon seit weit über hundert Jahren verwendet wird. Es handelt sich um ein kurz-wirksames Lokalanästhetikum, das die Autoregulation des Körpers anstrebt:

Procain bewirkt eine Unterbrechung der Reizleitung. Da vegetative Sympathikusnerven in Reizleitungsbögen funktionieren (d.h. sie melden auf dem Hinweg an die Zentrale und kommen anschließend mit einer Antwort zurück), ist eine Unterbrechung sowohl mit einer Schmerzminderung, als auch mit einer Beruhigung der „Antwort“ verbunden. So bewirkt die Lokalanästhesie mit Procain weit mehr, als die nach etwa 20 Minuten abgebaute Betäubung:

Sie bewirkt die Beruhigung und Normalisierung überschießender Reaktionen. Über die Spaltprodukte, in die Procain zerfällt, bewirkt Procain in allen Geweben, die es erreicht, eine Membranstabilisierung der Zellen und eine verbesserte Mikrozirkulation des erkrankten Gewebes. Diese verbesserte Mikrozirkulation normalisiert den Raum zwischen den Zellen. Wie neueste neurophysiologische Untersuchungen gezeigt haben, vermag das, unter bestimmten Bedingungen, bei wiederholter Unterbrechung, pathologische Prozesse sogar rückgängig zu machen – aufgrund der Neuroplastizität von Geweben.

INFUSIONSTHERAPIE

Als 1925 Dr. Ferdinand Huneke seiner unter Migräne leidenden Schwester ein Präparat spritzte, gelangte es aus Versehen durch den Muskel in eine Vene. Zum ersten Mal war seine Schwester schmerzfrei – und der Anfang der Erforschung der intravenösen Procain-Gabe war gesetzt.

Die Infusionstherapie nutzt den Blutkreislauf, um das Procain in den ganzen Körper zu transportieren. Verteilt über den ganzen Körper entfaltet das Procain seine ihm eigene Wirkung. Durch seine anästhetische Wirkung reguliert es das vegetative Nervensystem und bewirkt eine „Reset“-Funktion, (wie etwa beim Computer, den man bei Fehlfunktion ausschaltet).

Durch die beim Abbau des Procains im Körper entstehenden Spaltprodukte, wird zum einen die Durchblutung verbessert. Zum anderen werden die Membranen der Zellen stabilisiert und darüberhinaus immunologische Prozesse reguliert.

Durch die Kombination von Neural- und Infusionstherapie können unterschiedlichste Krankheitsbilder positiv beeinflusst werden. So z.B. alle Schmerzerkrankungen wie 

– Fibromyalgische Schmerzen
– Migräne
– Rheuma
– Arthrose
– Kopfschmerzen
– Gelenkschmerzen

Aber auch andere Krankheitsbilder profitieren erfahrungsgemäß sehr. Um nur einige
wenige zu nennen:

– Durchblutungsstörungen
– hormonelle Dysregulationen
– Infektanfälligkeit
– Allergien
– Erschöpfungszustände
– Stress

Durch die Regulation des vegetativen Systems ist die Entlastung des Körpers immer wieder an einer Verbesserung der Stimmung zu beobachten. Einen besonderen Wert haben Procain-Infusionen im Alter. Mit zunehmender Lebenszeit verändern sich die Gewebe im Körper. Die Zellmembranen sind nicht mehr ganz so stabil und die Zwischenzellräume verändern sich. Der Raum zwischen den Zellen, die Grundsubstanz unseres Körpers, ist der Raum aus dem heraus die Nahrung für die Zellen kommt, die Durchblutung den Sauerstoff zu den Zellen bringt und die Impuls-Weiterleitung durch Hormone und Nerven stattfindet.

Procain stabilisiert die Membranen, beruhigt das vegetative Nervensystem und verbessert die Durchblutung. Die verbesserte Durchblutung wiederum hat zur Folge, dass Stoffwechselprodukte schneller abgebaut werden, Nährstoffe schneller wieder aufgenommen werden und „Reparaturen“ gängiger stattfinden können.

Jede Infusionsbehandlung beginnt mit der klassischen Neuraltherapie, die das spezifische Krankheitsbild behandelt. Es hat sich bewährt, der Infusion ggf. dem unterschiedlichen Krankheitsbild entsprechende Zusatzmittel hinzuzufügen. Die Zusätze sind orthomolekular (Vitamine, Mineralien), da manche Krankheiten einen deutlich erhöhten Bedarf mit sich bringen, wie z.B. Zink bei Psoriasis.

Die Behandlung besteht zunächst immer aus einer Serie von zehn Infusionen. Zunächst zwei Mal die Woche, dann je nach Befund wöchentlich. Je nach Beschwerdebild hat es sich bewährt, unter Umständen die Infusionen in größeren Abständen fortzuführen – sozusagen: zur Wartung.